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Die Bilanzanalyse gehört zu den Themen, die in der Industriekaufleute-Prüfung häufig vorkommen – und gleichzeitig viele Azubis verunsichern.
„Zu viele Zahlen!“ – „Zu kompliziert!“ – „Wie soll ich das interpretieren?“

Dabei ist die Bilanzanalyse viel einfacher, als sie aussieht.

Wenn du die wichtigsten Kennzahlen kennst und weißt, was sie aussagen, kannst du die meisten Aufgaben sicher lösen.
Dieser Artikel erklärt dir die Bilanzanalyse klar, strukturiert und mit Praxisbezug – genau so, wie du es für die Prüfung brauchst.


1. Was ist Bilanzanalyse überhaupt?

Ziel der Bilanzanalyse ist es, zu beurteilen, wie gesund ein Unternehmen finanziell dasteht.

Typische Fragen, die die Analyse beantwortet:

  • Kann das Unternehmen Rechnungen pünktlich bezahlen?

  • Ist genug Kapital vorhanden?

  • Wie rentabel arbeitet das Unternehmen?

  • Wie ist die Vermögensstruktur?

Das erledigst du über Kennzahlen – und genau die schauen wir uns jetzt an.


2. Die wichtigsten Bereiche der Bilanzanalyse

Es gibt drei große Prüfungsblöcke:

  1. Liquidität – Kann das Unternehmen zahlen?

  2. Anlagendeckung – Wie finanziert das Unternehmen sein Vermögen?

  3. Rentabilität – Wie erfolgreich arbeitet das Unternehmen?

Dazu kommen zwei Bonus-Bereiche:

  • Eigenkapitalquote

  • Cashflow

Mit diesen 5 Themen deckst du fast alle Prüfungsaufgaben ab.


3. Liquidität – kann das Unternehmen kurzfristige Rechnungen bezahlen?

Die Liquidität misst, ob das Unternehmen kurzfristige Schulden mit kurzfristigem Vermögen begleichen kann.

Es gibt drei klassische Kennzahlen:


Liquidität 1. Grades (Barliquidität)

Wie viel der kurzfristigen Verbindlichkeiten sofort bezahlt werden kann.

Formel:
Liqu. 1. Grades = Zahlungsmittel ÷ kurzfristige Verbindlichkeiten × 100

→ Ideal: mind. 20 %


Liquidität 2. Grades (einzugsbedingte Liquidität)

Beinhaltet zusätzlich Forderungen.

Formel:
(Zahlungsmittel + Forderungen) ÷ kurzfristige Verbindlichkeiten × 100

→ Ideal: mind. 100 %


Liquidität 3. Grades (umsatzbedingte Liquidität)

Beinhaltet jetzt auch Vorräte.

Formel:
(Umlaufvermögen ÷ kurzfristige Verbindlichkeiten) × 100

→ Ideal: mind. 120–150 %


4. Anlagendeckung – ist das langfristige Vermögen sicher finanziert?

Hier geht es darum, ob ein Unternehmen langfristige Investitionen (z. B. Maschinen, Gebäude) mit langfristigem Kapital finanziert.


Anlagendeckung 1. Grades

Bedeutet: Eigenkapital deckt das Anlagevermögen.

Formel:
Eigenkapital ÷ Anlagevermögen × 100

→ Ideal: mind. 100 % (= Goldene Bilanzregel)

(Das Unternehmen ist komplett unabhängig — aber das ist in der Praxis eher selten.)


Anlagendeckung 2. Grades

Hier wird zusätzlich das langfristige Fremdkapital berücksichtigt.

Formel:
(EK + langfristiges FK) ÷ Anlagevermögen × 100

→ Ideal: mind. 100 % (Das ist praxisnäher und wird häufig erwartet.)


Warum genau 100 % als Mindestwert?

Wenn die Kennzahl unter 100 % liegt:

→ Das Unternehmen nutzt kurzfristiges Kapital, um langfristiges Vermögen zu finanzieren.

Das führt zu:

  • Liquiditätsrisiken

  • Refinanzierungsproblemen

  • höherer Insolvenzgefahr

Weil kurzfristige Schulden schneller zurückgezahlt werden müssen als langfristige Investitionen Geld abwerfen.


5. Eigenkapitalquote – wie „stabil“ ist das Unternehmen?

Sie zeigt, wie stark ein Unternehmen finanziell auf eigenen Beinen steht.

Formel:
Eigenkapital ÷ Gesamtkapital × 100

→ Ideal: mind. 20–30 %
Mehr ist besser.

Warum wichtig?

  • hohe Sicherheit

  • geringere Insolvenzgefahr

  • bessere Kreditwürdigkeit


6. Rentabilität – wie erfolgreich arbeitet das Unternehmen?

Hier geht es darum, wie viel Gewinn im Verhältnis zum eingesetzten Kapital erzielt wurde.


Gesamtkapitalrentabilität (GKR)

Misst den Erfolg des gesamten Unternehmens.

Formel:
(Gewinn + Fremdkapitalzinsen) ÷ Gesamtkapital × 100

Wichtig: Die GKR berücksichtigt auch die Zinsen, weil sie den gesamten Kapitaleinsatz zeigen soll.


Eigenkapitalrentabilität (EKR)

Wie gut wurde das Eigenkapital verzinst?

Formel:
Gewinn ÷ Eigenkapital × 100

→ sehr prüfungsrelevant


Umsatzrentabilität

Wie viel Prozent Gewinn aus dem Umsatz bleibt?

Formel:
Gewinn ÷ Umsatz × 100

→ Gibt an, ob das Geschäftsmodell wirtschaftlich arbeitet.


7. Cashflow – kann das Unternehmen sich selbst finanzieren?

Der Cashflow zeigt, wie viel Geld das Unternehmen selbst erwirtschaftet, um Investitionen zu bezahlen.

Die einfache Formel lautet:

Jahresüberschuss + Abschreibungen

Warum Abschreibungen dazu?
→ Sie sind Aufwand, aber kein Geldabfluss.

Cashflow = Liquidität + Investitionskraft.


8. Typische IHK-Fragen – und wie du sie beantwortest


❓ „Ein Unternehmen weist eine Liquidität 1. Grades von 10 % auf. Was bedeutet das?“

→ Es kann nur 10 % seiner kurzfristigen Verbindlichkeiten sofort bezahlen → kritisch.


❓ „Warum ist eine Eigenkapitalquote von 15 % problematisch?“

→ schlechte Kreditwürdigkeit, hohe Insolvenzgefahr, geringe finanzielle Stabilität.


❓ „Interpretieren Sie eine GKR von 8 %.“

→ Das Unternehmen erwirtschaftet 8 % Rendite auf das gesamte eingesetzte Kapital → mäßig, aber nicht schlecht.


9. Fazit: Bilanzanalyse ist leicht, wenn du die Kennzahlen verstehst

Die Bilanzanalyse ist kein Mathetest.
Sie ist ein Verständnistest.

Wenn du weißt:

  • wie Liquidität funktioniert,

  • wie man die goldene Bilanzregel prüft,

  • warum Eigenkapital wichtig ist,

  • wie man Rentabilität interpretiert,

  • und was der Cashflow aussagt,

… kannst du Bilanzanalyse-Aufgaben entspannt lösen.

Kennzahlen sind kein Selbstzweck.
Sie sind ein Blick auf die Gesundheit eines Unternehmens – und das macht das Thema leicht nachvollziehbar.

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